15 Flüchtlinge starteten am GP – ein Erfahrungsbericht

Am 14. Mai startete unsere Laufgruppe beim Grand Prix von Bern. Wie es lief steht im folgenden Erfahrungsbericht.

Freitag, 13. Mai, ein Tag vor dem grossen Event

15 Flüchtlinge der Notunterkunft haben sich für den Grand Prix von Bern angemeldet. 9 für den Altstadt-GP, 6 für die lange Distanz. Als Idee aus dem wöchentlichen Lauftreff heraus geboren, stand nun nach einigen Vorarbeiten das Ereignis direkt bevor. Wir trafen uns um 17.00 Uhr zum Fotoshooting. Die Freude war gross, als die extra angefertigten Lauf-Shirts den Teilnehmern übergeben werden konnten. Danach begleiteten wir die Schützlinge zur Startnummern-Ausgabe. Erst jetzt wurde ihnen wohl bewusst, was der GP wirklich ist. Zwischen unzähligen Menschen erklärten wir, wo der Treffpunkt sein würde, führten sie zum richtigen Platz bei der Startnummernausgabe, holten die GP-Shirts und das Migros-Päckli ab. Ein gewisses Leuchten in den Augen aller war bereits zu erkennen.

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Samstag, 14. Mai, GP-Tag

Um 13:00 Uhr machte sich die Mannschaft für den Altstadt-GP auf dem Weg, um 15:00 Uhr, diejenigen für die lange Distanz. Begleitend hatte die Notunterkunft einen Fanclub aufgeboten, welcher ebenfalls Richtung Bern zog. Die Spannung stieg. Heitere Gesichter bei allen und ein wenig Nervosität. Unsere Anweisung, zusätzliche Kleider mitzunehmen und sich ggf. vor dem Start umzuziehen, wurde entweder nicht verstanden oder in der Aufregung vergessen. In voller „Rennkleidung“ standen alle parat – pünktlich!!!! – was nicht immer als Selbstverständlichkeit erwartet werden konnte. Dann ein grosser Schreck, im Getümmel vor dem Start verloren wir Alfou. Durch das Suchen machten wir sicherlich einen 2 km längeren GP, wir konnten ihn nicht finden. Aber wer es von Afrika nach Bremgarten geschafft hat, geht auch beim GP nicht verloren. So war es auch. Als wir ins Ziel einliefen, stand er da und wartete. Er war mit dicker Jacke und seinem Turnsäckli losgelaufen, letzteres konnte er an der Strecke dann noch jemandem von uns abgeben. Beim Rennen selber spurteten alle los, es gab kein Halten, wir Betreuenden kamen nicht hinterher, keine Chance. Die Ermahnungen, anfangs das Tempo zu zügeln, um Kraft für die ganze Strecke zu haben, halfen nicht, egal. Die Freude am Lauf, das vollzählige Erreichen des Ziels, das „Dabeisein“ waren unsere Ziele. Zuerst gab es teilweise enttäuschende Gesichter. Einzelne glaubten, wer in seinem Startblock zuvorderst laufe und auch als Erster ins Ziel komme, hätte gewonnen – dem ist definitiv nicht so. Aber die Enttäuschung war rasch verflogen, alle waren guter Stimmung, alle hatten Spass und beglückwünschten einander.

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Am Abend wurden die Teilnehmenden noch alle privat zum Pizzaessen eingeladen. Ein weiteres Highlight dieses Tages. Nach dem Essen die grosse Frage, was macht man mit 15 Flüchtlingen aus 4 Nationen – wie kann man den weiteren Abend gestalten? Es kamen Ideen und für uns Einheimische waren auch Spiele dabei, die wir nicht kannten. Wir haben teilweise Tränen gelacht. Irgendwann kamen wir auf die Idee, dass jede Nationalität, die am Tisch sass, die Nationalhymne singen musste. Wer hat schon einmal diese ganzen Nationalhymnen gehört? Zum Schluss wurde noch UNO gespielt. Ganz egal, ob man die Farben nun in Englisch, Deutsch oder Französisch sprach und egal, ob jetzt jeder alle Regeln von Anfang an verstand, alle hatten Spass. Die Dankbarkeit bei allen war gross.

Was mir an diesem Tag das erste Mal so richtig bewusst wurde, war, dass Integration ein Zusammensetzen von vielen kleinen Puzzleteilen ist. Es braucht den Deutschunterricht, den Lauftreff, die Kleiderspender und diejenigen, die sie verteilen. Es braucht die Unterstützung der NUK, das Coaching, den Spieleabend, diejenigen, die die Startplätze finanzierten und viele andere mehr. Nur so war es möglich, ein solch tolles gemeinsames und nachhaltiges Erlebnis für die Flüchtlinge und auch uns zu organisieren und zu erleben. Integration ist ein Gemeinschaftswerk!

Danke an alle

Mechthild

 

 

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